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Tag 1 der Zürcher Bankenprozesse: Gericht verhandelt Klimaverantwortung der Credit Suisse

[2021-05-12 13:47] (English version)

Heute beginnt der Gerichtprozess gegen neun Klimaaktivist*innen, welche im Juli 2019 vor dem Hauptsitz der Credit Suisse in Zürich auf die hohe Beteiligung der Schweizer Grossbanken an der Befeuerung der Klimakatastrophe aufmerksam gemacht hatten. Ihre Demonstration auf dem Paradeplatz sorgte weltweit für Schlagzeilen. Aufgrund des grossen öffentlichen Interesses findet der Prozess im Zürcher Volkshaus statt. Demnächst entscheidet sich, ob die von der Verteidigung beantragte Zeugin Asti Roesle, Finanzexpertin, durch das Gericht zugelassen oder abgelehnt wird. Der zweite Prozesstag und die Urteilsverkündung sind auf Freitag, 14. Mai angesetzt.

Neben der Befragung der Angeklagten steht heute vor allem die Befragung von Zeug*innen im Vordergrund. Die Verteidigung hat als Zeugin Frau Asti Roesle, Finanzexpertin, beantragt, um die Finanzierung klimaschädlicher Aktivitäten in fossile Industriebereiche der Credit Suisse darzulegen. Das klimaschädliche Investitionsverhalten der Credit Suisse war Anlass der Proteste der Klimaaktivist*innen im Sommer 2019. Asti Roesle analysiert und dokumentiert seit 2008 die Finanzflüsse Crédit Suisse.

Credit Suisse trägt Mitverantwortung an der Klimakrise
Die Crédit Suisse ist stark in die Unterstützung und Finanzierung von Unternehmen involviert, welche fossile Energien verfügbar machen oder verbrennen. Sie trägt damit Mitverantwortung für die Klimaerhitzung. Eine aktuelle Analyse durch Greenpeace zeigt, dass allein durch die Kapitalbereitstellung für 47 Unternehmen Treibhausgasemissionen ermöglicht wurden, die zweimal so hoch waren, wie sämtliche Emissionen von Bevölkerung und Wirtschaft innerhalb der Schweizer Grenzen. In den letzten 15 Jahren wurde auf verschiedensten Ebenen der Dialog mit der Credit Suisse gesucht, um Veränderungen zu erwirken. Neben zahlreichen Petitionen, Gesprächen, Briefen und Appellen an Aktionärsversammlungen versuchten seit 2014 auch 12 parlamentarische Vorstösse, eine stärkere Regulierung des Schweizer Finanzplatzes hinsichtlich seiner Klimarisiken zu erwirken.

Klimaschützen ist kein Verbrechen
«Die Aktion des zivilen Ungehorsams ist angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise legitim. Sie war die einzige Möglichkeit der Aktivist*innen, um die dringend notwendige Kritik an den Finanzflüssen der Credit Suisse & UBS in diesem Umfang in die Öffentlichkeit zu tragen. Wir hoffen nun, dass das Zürcher Gericht diese Notwendigkeit anerkennt und die Beschuldigten freispricht. Denn wie kann es sein, dass wir auf eine globale Klimakatastrophe zusteuern, die durch UBS & Credit Suisse mit ihren Investitionen weiter angeheizt wird, und heute trotzdem Menschen vor Gericht stehen, welche sich für Klimagerechtigkeit einsetzen?», kommentiert Frida Kohlmann, Mediensprecherin des Collective Climate Justice.

Hintergrund des Gerichtsverfahrens
Mit einer Demonstration vor den Hauptsitzen der beiden Grossbanken Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz und UBS in Basel hatten Aktivist*innen des Collective Climate Justice, des Collectif Break Free und weiterer Gruppierungen im Juli 2019 auf die hohe Beteiligung der Schweizer Grossbanken an der Befeuerung der Klimakatastrophe aufmerksam gemacht. Sie lösten damit ein weltweites Medienecho aus (u.a. New York Times, CNN, ZDF, Stern). Über einhundert Menschen setzten sich am 8. Juli 2019 vor die Eingänge der Hauptsitze der beiden Grossbanken in Basel und Zürich. In Zürich wurden im Rahmen der Aktion 64 Menschen vorläufig, d.h. für bis zu 48 Stunden, festgenommen. Von den festgenommenen Aktivist*innen haben ein gutes Dutzend Einsprache gegen die Vorwürfe der (versuchten) Nötigung und des Hausfriedensbruchs erhoben. Neun von ihnen stehen nun vor dem Zürcher Bezirksgericht. Neun Zürcher Anwält*innen haben sich bereit erklärt, die Verteidigung der angeklagten Klimaaktivist*innen pro bono zu übernehmen.

Kontakt und weitere Informationen:
Frida Kohlmann, Mediensprecherin (D, E): +41 77 909 76 83
E­Mail: medien@climatejustice.ch
Lars Tödter, Mediensprecher BreakFree (F): +41 79 658 73 85
E-Mail: medien@climatejustice.ch
Ingrid Indermaur, Anwältin (D, E): +41 44 295 90 80
E-­Mail: indermaur@advokaturaussersihl.ch
Thomas Schluep, Anwalt (D, F, E): +41 52 212 37 37
E-­Mail: info@advoschluep.ch
Gerne können wir auch Kontakte zu den angeklagten Aktivist*innen anbieten. Sie stehen für Interviews zur Verfügung. Bitte melden sie sich dafür bei Frida Kohlmann oder bei Lars Tödter.
 
Bildmaterial der Aktion vom 8.7.2019 (zur freien Verwendung):
https://www.flickr.com/photos/182591369@N08/albums
Bildmaterial der Solidaritätskundgebung von heute Morgen vor dem Volkshaus (zur freien Verwendung):
https://www.flickr.com/photos/182591369@N08/albums/72157719155071743
Homepage: www.climatejustice.ch
Twitter: @climate_games
 
Über uns
Hinter der Aktion «Fossil Banks – Too Big to Stay» vom Juli 2019 steht das Collective Climate Justice sowie Einzelpersonen und weitere Aktivist*innen aus verschiedenen Gruppen, wie beispielsweise das Collectif BreakFree. Als Bewegung stehen wir alle solidarisch für Klimagerechtigkeit und für eine lebenswerte Zukunft für alle.